Ein Hinweis vorab: Ich bin nicht mit irgendeiner der hier genannten Plattformen verbunden. Ich bekomme keine Provisionen. Ich gebe lediglich meine persönliche Erfahrung wieder um zu helfen.

Die Vor- und Nachteile von Online-Plattformen für Freelancer und Selbstständige

Im Laufe dieses Jahres habe ich immer mehr Fragen meiner Kunden in Bezug auf Online-Portale zur Darstellung der eigenen Firma und zur Auftragsakquise erhalten. Deshalb denke ich dass dieses Thema inetressant sein könnte. Da auch ich diese Plattformen nutze fasse ich meine Erfahrungen in diesem Artikel zusammen.

Als Einstieg in dieses Thema zunächst die Grundlagen:

Was sind Online-Plattformen für Freelancer und Selbstständige?

Eigentlich ist das schnell erklärt. Es handelt sich um Informationswebseiten, bei denen man sich als Unternehmen anmelden kann. Dort hat man die Möglichkeit, sein Unternehmen, seine Dienstleistungen und/oder Produkte mit Referenzen darzustellen. Der Zweck ist, durch die Reichweite und Bekanntheit der Plattform die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen. Für Unternehmen, die eine Dienstleistung oder ein Produkt suchen, bieten diese Plattformen einen Pool an passenden Zulieferern oder Dienstleistern. Dieses Prinzip ist an sich gut und nützlich.

Wie finanziert sich eine solche Plattform?

Dass ein solcher Dienst bezahlt werden muss, steht außer Frage. Der Aufbau einer Plattform, die Bewerbung bei Google, die Wartung und der Support kosten Geld. Einige Plattformen finanzieren sich dadurch, dass entweder der Eintrag für potenzielle Auftraggeber oder für Auftragnehmer kostenpflichtig ist. Andere finanzieren sich durch „Pro-Accounts“, mit denen die Positionierung und Darstellung auf der Plattform oder die Anzahl der übermittelten Anfragen erhöht wird. Wieder andere schalten die Kontaktdaten der Interessenten erst nach Zahlung einer Gebühr frei. Und natürlich sind die Daten, die Sie beim Eintragen in diese Plattformen preisgeben, ebenfalls wertvoll für diese Unternehmen.

Diese Wege, die Dienstleistung einer Plattform zu bezahlen, sind völlig legitim und verständlich. Beide profitieren: die Plattform und der Nutzer, der durch gewonnene Neukunden oder als Auftraggeber gesparte Zeit und Kosten die Investition rechtfertigen kann.

Da ich als Webdesigner arbeite und meine eigenen Erfahrungen die Grundlage dieses Artikels sind, beziehen sich die Informationen zu den Plattformen natürlich auf Webdesign als Dienstleistung. Viele der Plattformen sind jedoch auch für das Handwerk oder andere Branchen geeignet.

Fiverr – alle Branchen
URL: https://de.fiverr.com/
Anlegen eines Accounts: Einfach.
Nutzen als Freelancer: Leider gleich null.
Es gibt weder einen Pool mit potenziellen Auftraggebern, den man nach passenden Aufträgen durchsuchen und sich bewerben kann, noch ist man ohne teuren Pro-Account in der Suche gut zu finden. Ein weiteres Manko ist die hohe Rate an Mitbewerbern aus Billiglohnländern. Fiverr eignet sich lediglich zum Bilden von Backlinks.

Malt – alle Branchen
URL: https://www.malt.de
Leider genau wie Fiverr.

Primaprofi – alle Branchen
URL: https://www.primaprofi.de
Anlegen eines Accounts: Einfach.
Nutzen als Freelancer: Sehr gering.
Es gibt keinen Pool mit potenziellen Auftraggebern, den man nach passenden Aufträgen durchsuchen und sich bewerben kann. In der kostenfreien Version werden keine Anfragen vermittelt, man kann die Qualität der Anfragen also nicht prüfen. Eine kostenpflichtige Version ist nicht zu empfehlen, da nicht nach erfolgreichem Auftrag abgerechnet wird, sondern nach vermittelten Anfrage. Hat man einmal einen kostenpflichtigen Account, hat man keine Kontrolle über Budgets und Kosten. Daher schätze ich diese Plattform in der Bezahlversion als finanzielles Risiko ein und nutze lediglich die freie Version zum Bilden von Backlinks.

Freelancer.de – alle Branchen
URL: https://www.freelancer.de/
Anlegen eines Accounts: Einfach.
Nutzen als Freelancer: Sehr gering.
Seltsam ist, dass alle Anfragen in Englisch geschrieben sind, auch solche aus Deutschland. Obwohl die Plattform nach außen hin in Deutsch ist und auch den Binnenmarkt bedient, kommen Anfragen nur von freelancer.com, nicht von freelancer.de. Die Qualität der Anfragen ist sehr gering, die Preise liegen weit unter deutschem Markt-Niveau. Um Bewerbungen abzusenden, ist ein Monatsabo nötig, und das Bewerbungsverfahren funktioniert dann in einem Bieterverfahren (der Günstigste gewinnt). Die Zahl der Mitbewerber aus Billiglohnländern ist sehr hoch.

bark.com – alle Branchen
URL: https://www.bark.com/de/de/
Diese Plattform kann ich nicht empfehlen.
Anlegen eines Accounts: Einfach, jedoch ist der Account nicht wieder löschbar. Obwohl die Plattform den deutschen Markt bewirbt, kommen alle Anfragen ausschließlich aus England. Eine Eingrenzung der Anfragen auf Orte und Länder außerhalb Englands ist nicht möglich. Jede Anfrage, auf die man sich bewerben will, kostet Geld; der Bewerbungsprozess läuft im Bieterverfahren. Weiterhin arbeitet Bark mit unlauteren Mitteln.

Über meine offizielle E-Mail-Adresse (die nicht bei Bark hinterlegt ist, jedoch auf meiner Webseite als Kontakt-E-Mail sichtbar ist) erhalte ich erstaunlicherweise lukrative Anfragen von Bark aus Deutschland, mit einem Link, über den ich diese Anfragen „kostenfrei“ kontaktieren kann. Dieser Link führt zu einem vorab angelegten Account bei Bark, wo ich lediglich meinen Namen und meine Telefonnummer einfügen muss, um dann:

  • einen weiteren Account bei Bark zu haben,
  • ein Abo zu aktivieren, welches drei Monate kostenfrei läuft, danach jedoch kostenpflichtig ist. Die Zahlungen für die verbleibenden 9 Monate werden im Voraus, sofort nach aktivieren des Accounts fällig. (Quelle: Bewertungen auf Trustpilot)

Die oben erwähnten lukrativen, deutschen Anfragen sind ebenfals nirgendwo in meinem eigentlichen Account zu finden.

Wer liefert was? (WLW) – alle Branchen
URL: www.wlw.de
Anlegen eines Accounts: Einfach.
Diese Plattform ist als Branchenbuch zu verstehen – nicht mehr und nicht weniger.
In der kostenfreien Version ist man zwar auffindbar, jedoch „einer unter vielen“ in den Ergebnissen. Nur mit einem kostenpflichtigen Eintrag hat man die Chance, weiter oben in den Suchergebnissen zu erscheinen. Etwas negativ ist, dass der Firmeneintrag vom Betreiber (Visable GmbH) zum Generieren von Leads für den eigenen Vertrieb genutzt wird. Noch am selben Tag, als ich den Eintrag bei WLW anlegte, erhielt ich einen Sales-Call eines Visable-Mitarbeiters, der mir von SEO über Marketing bis hin zur Website-Optimierung alles verkaufen wollte. Diese Kontaktversuche sind hartnäckig: Ich erhielt eine Zeitlang täglich mindestens einen Anruf.

Gulp – alle Branchen
URL: https://www.gulp.de/
Anlegen eines Accounts: Einfach, jedoch zeigt sich schon dort, worum es eigentlich geht.
Gulp spricht zwar Selbstständige und Freelancer an, ist jedoch im Grunde eine reine Personalvermittlung für Festanstellungen des Anbieters Randstad. Für Jobsuchende sicher gut, für Selbstständige eher ungeeignet.

Freelance.de – eher für Buchhaltung, Marketing, Design
URL: https://www.freelance.de/
Anlegen eines Accounts: Einfach.
Obwohl diese Plattform nicht wirklich für Handwerk und Dienstleistungen geeignet ist, möchte ich sie kurz behandeln.
Denn sie ist ein Beispiel für eine sehr gute Plattform. Als Freelancer hat man die Möglichkeit, auf einen Auftragspool zuzugreifen, mit Projekten aus dem deutschen Markt. Man kann sich kostenfrei bei 10 Projekten bewerben. Anbieter melden sich oft zurück, und es sind reale Anfragen mit realen Preisvorstellungen.

Freelancermap – alle Branchen
URL: https://www.freelancermap.de
Fast noch besser als Freelance.de. Auch hier gibt es einen Pool und die Möglichkeit, sich kostenfrei zu bewerben. Kontaktdaten der potenziellen Auftraggeber werden angezeigt und die Anbieter melden sich oft zurück.

Ich habe inzwischen mehr als 17 verschiedene Plattformen getestet, davon bringen lediglich drei verwertbare Anfragen. Auch bei diesen ist es schwer, konkrete Aufträge zu generieren. Trotzdem haben alle – mit wenigen Ausnahmen – einen gewissen Nutzen. Sie helfen, die eigene Präsenz zu erhöhen, Backlinks zu generieren und die Reichweite allgemein zu steigern. Das ist für mich deutlich spürbar, da die Anzahl an Anfragen aus anderen Quellen gestiegen ist, seit ich auf vielen Plattformen präsent bin.

Deshalb meine Empfehlung:
Neben einer eigenen Webseite kann man sich bei vielen Online-Branchenbüchern und auf das eigene Produkt passenden Plattformen eintragen. Man sollte sich jedoch im Klaren sein, dass dies auch seine Schattenseiten hat. Bezahlte Premium-Dienste sollten dabei möglichst vermieden oder nur für begrenzte Zeiträume abgeschlossen werden. Nutzt man Plattformen vorsichtig und überlegt, bringen sie einen wirklichen Nutzen in der Akquise.

Falls Sie Fragen haben oder weitere Informationen zum Thema Plattformen wünschen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Ich helfe Ihnen gerne weiter!

Festnetz: 04193 75 41 25

Mobil: 0162 915 96 73

E-Mail: info(at)r-j-f.de